Die MTU-Entwickler sind gefragte Experten bei den Vorträgen und Diskussionsrunden am ILA Future Lab. Ein Überblick über die MTU-Perspektiven:
Anfang der 1990er-Jahren hatte der durchschnittliche Treibstoffverbrauch von Verkehrsflugzeugen noch bei etwa sechs Litern pro 100 Passagierkilometern gelegen. Der Airbus A380 erreicht bereits 2,9 Liter. Dieser Trend muss weitergehen: „Flightpath 2050“, die umfassende europäische Luftfahrtstrategie, formuliert dazu klare Ziele, zum Beispiel: Verglichen mit dem Jahr 2005 sollen die Kohlendioxid-Emissionen der europäischen Luftfahrt bis zum Jahr 2050 um 50 Prozent reduziert werden.
Ein Teil davon sei bereits erreicht, ordnete Dr. Stefan Weber (Leiter Technologie und Vorauslegung) bei der ILA Future Lab „The Future of Turbofans“-Diskussion ein. „Die erste Generation der GTF-Triebwerksfamilie ist erfolgreich in der Luft und erreicht im Vergleich zu den Vorgängermodellen eine Treibstoffeinsparung von 16 Prozent.“ Das sprichwörtliche Ende der Fahnenstange sei damit aber noch längst nicht erreicht – im Gegenteil: „Die erste Generation hat die Tür zu noch höheren Nebenstromverhältnissen gerade erst aufgestoßen. Der GTF ist das beste Konzept, um die Ziele für 2030+ zu erreichen.“
Die Entwicklung von danach nötigen disruptiven Antriebskonzepten für das Erreichen der 2050-Ziele ist anspruchsvoll. Schon heute habe die MTU dafür Leitkonzepte identifiziert, so Weber, die sehr erfolgversprechend sind. Alle basieren weiterhin auf der Gasturbine, so dass die Geschichte des Turbofans noch lange fortgeschrieben wird. Wichtig sei, dass rechtzeitig angefangen wurde, sie voranzutreiben. Das gilt für die MTU: „Wir arbeiten beispielsweise schon heute an der Composite Cycle Engine und an turbo-elektrischen Konfigurationen.“
Dr. Gerhard Ebenhoch (Leiter Technologiemanagement) – „LuFo Success Stories“
„LuFo“ steht als Abkürzung für das Wort „Luftfahrtforschungsprogramm“ und seit 1995 für die Technologieförderung der deutschen Luftfahrtindustrie durch die Bundesregierung. Das Programm stellt Fördermittel langjährig und planbar zur Verfügung, damit eine umweltverträgliche, leistungsfähige, sicherere Luftfahrt dauerhaft zur Wertschöpfung in Deutschland beiträgt.
Dr. Gerhard Ebenhoch, Leiter des MTU-Technologiemanagements, ging im Rahmen des LuFo-Future-Lab-Panels auf die Bedeutung für die MTU ein: „LuFo hat bei der Entwicklung unserer Technologien für den GTF eine zentrale Rolle gespielt sowie bei der Optimierung der Blisk-Fertigungsverfahren.“ Die in den GTF-Triebwerken verbaute schnelllaufende Niederdruckturbine sei beispielsweise ohne die öffentlichen Forschungsgelder kaum denkbar gewesen. „Die deutsche Luftfahrtbranche ist auf diese Art der Technologieförderung angewiesen, um auch in den nächsten Dekaden wettbewerbsfähig zu bleiben.“
Dr. Jürgen Kraus (Leiter Additive Verfahren) – „3D Printing in Aerospace: Additive Manufacturing at MTU“
Neue Werkstoffe mit bislang undenkbaren Materialeigenschaften, 3-D-gedruckt in hochkomplexen Strukturen, dabei extrem leicht und unglaublich stabil – so klingt die abstrakte Beschreibung von Sinn und Zweck der Additiven Fertigung. „Sie ist ein wesentlicher Hebel, um durch neue Designs das Gewicht von Triebwerken zu reduzieren“, betonte Dr. Jürgen Kraus (Leiter Additive Verfahren) auf der Future-Lab-Bühne. Die Gewichtsreduzierung ist ein wichtiger Beitrag zur Erreichung der Klimaziele 2050.
Darüber hinaus will die MTU mittels additiver Fertigung funktional bessere Bauteile herstellen, mit denen etwa Kühlluft eingespart werden kann; neue Dichtungen könnten das Druckverhältnis steigern – um nur zwei Beispiele zu nennen. Kraus: „Beides schlägt sich positiv in der Klimabilanz nieder.“